Unsere heutige Wanderung führt uns in den Nordosten der Insel hoch zum „Talaia Freda“, dem höchsten Berggipfel im Mittelgebirgszug des Llevant auf beachtliche 564 Meter. Ausgangspunkt ist der kostenlose Parkplatz im Naturpark „Parc natural de la Península de Llevant“ ca. 6 Kilometer nördlich von Artà.
Wir starten mit dem Auto im Süd-Osten der Insel und fahren bis nach Artà – ein wunderschönes nicht allzu touristisches Städtchen, das sich im Nord-Osten in der Nähe von Capdepera bzw. Cala Ratjada befindet. In Artà halten wir uns zunächst in Richtung Port d'Alcudia und dann im letzten Kreisverkehr an die Beschilderung Ermita de Betlem bzw. Parc natural. Der Weg bis in den Naturpark ist etwas tricky - man muss durch ziemlich enge Gassen in Artà fahren und aufpassen, dass man nicht falsch abbiegt und entgegen den Einbahnstraßen fährt. Auf der schmalen Ma-3333 geht es dann für ca. 4 Kilometer immer in Richtung Ermita und dann rechts weiter zum Naturpark. Nach ca. 1 Kilometer kommt man an ein Eisentor, das man durchquert und kurz danach zum Parkplatz. Hier stellen wir unser Auto ab. Wir schnüren unsere Wanderschuhe, packen unseren Rucksack und los geht die Wanderung.
An der Informationstafel überqueren wir den Zufahrtsweg und wandern zunächst auf dem lokalen Weg Nr. 10 für ca. 200 Meter geradeaus. Am GR-222 Wegweiser befindet sich rechts ein braunes Holzgattertor in Richtung Campament des Soldats / S'Arenalet des Verger. Das ist unser Weg. Für die nächsten 2 Kilometer folgen wir immer dem lokalen Weg Nr. 10.
Nachdem wir die Tafona de s'Alqueria Vella passiert haben kommen wir nach ca. 400 Meter an einen großen alten Steinbrunnen. Hier müssen wir uns links halten und folgen weiter der Beschilderung Nr. 10. Der Weg schlengelt sich leicht bergauf auf teils schmalen Pfaden und durch Dissgras. Kleine Holzpfeiler zeigen uns, dass wir noch richtig sind. Wir kommen an eine alte zerfallene Steinhütte vorbei und müssen jetzt über leicht felsigen Untergrund immer weiter nach oben. Der schmale braune Wanderpfad ist recht gut zu erkennen und verläuft etwas zick-zack stetig bergauf. Vor uns der blaue Horizont und links und rechts unberührte Natur. Es ist wirklich wunderschön hier. Nach insgesamt 2 Kilometer und 150 Höhenmeter sind wir am ersten Aussichtspunkt angekommen - dem Puig del Migdia. Wir befinden uns auf 380 Meter Höhe und blicken hinunter auf Betlem und das strahlend blaue Meer. Eine fantastische Aussicht.
Wir müssen jetzt wieder für ca. 100 Meter zurück und suchen dann linkerhand den Einstieg zum nächsten Etappenziel - dem Puig de sa Creu. Der Einstieg ist nicht ganz leicht auszumachen, da der Weg durch das Dissgras ziemlich schwer zu erkennen ist. Am besten man hält wieder Ausschau nach einer leicht braunen Spur und folgt dann im Zick-Zack den aufgebauten Steinmännchen. Immer wieder bleiben wir kurz stehen und schauen nach vorne, wo sich die nächsten kleinen Steintürmchen befinden. Es geht mittlerweile knackig bergauf durch wegloses felsiges Gelände. Vor uns liegen 2 Berggipfel. Auf dem linken Berg machen wir ein Kreuz aus - es muss sich dabei um das Österreichische Kreuz handeln, das auf dem „Puig de sa Creu“ (Berg des Kreuzes) aufgestellt wurde.
Der Aufstieg zum Berggipfel ist ziemlich anstrengend. Vom ersten Aussichtspunkt bis hier hoch zum Puig de sa Creu sind es nur ca. 1 Kilometer, die es aber in sich haben. Es geht teilweise mit über 20% Steigung steil nach oben. Allerdings wird man oben mit einem wundervollen Weitblick bis hinüber ins Tramuntanagebirge belohnt.
Vor uns liegt rechterhand ein mächtiges Bergmassiv. Ein Weg ist nicht wirklich zu erkennen - auf den ersten Blick nur Felsen und Dissgras. Wir halten also wieder Ausschau nach den Steinmännchen und wandern querfeldein im Zick-Zack über die Felsen bis hin zu einer Steinmauer. An einer Stelle ist ein Durchbruch, so dass wir dann links von der Mauer weiterwandern. Wir befinden uns ziemlich nahe oben an der Abbruchkante des Berges und genießen diesen wahnsinnig schönen Blick nach unten und in die Ferne auf das türkisblaue Meer.
Um die vor uns liegende Felsspitze zu umgehen, geht es jetzt ein kleines Stück hinunter zum Scheitel einer Talsenke und von dort wieder nach oben. Nach einer weiteren Talsenke beginnt jetzt der Gipfelanstieg.
Es wird immer steiler und der Weg immer schwieriger zu erkennen. Festes Schuhwerk ist hier oberste Pflicht! Bis hoch zum Berggipfel sind es zwar nur ein paar Hundert Meter – aber auch hier wieder teilweise mit einer Steigung von über 20%. Man muss wirklich sehr konzentriert bleiben. Zwischendurch machen wir immer wieder mal einen kleinen Stopp und blicken zurück - und staunen über das, was wir bereits geleistet haben.
Nach insgesamt knapp 4 Kilometer (seit dem Start unserer Wanderung) sind wir jetzt oben angekommen – am höchsten Berggipfel der Serra Llevant - dem „Talaia Freda“. Wir befinden uns auf 564 Meter Höhe neben der Vermessungssäule, die auf einem Betonsockel steht. Die Weitsicht ist absolut spektakulär. Man kann die Küste bei Cala Ratjada sehen, ebenso den Strand von Cala Millor und sogar bis nach Portocolom schauen. Im Nordwesten sieht man die Erhebung des Puig de Masanella und auch die Bucht von Pollença und das Cap Formentor sind zu sehen.
Wir machen eine ausgiebige Pause und erholen uns vom doch ziemlich anstrengenden Aufstieg. Wir lassen uns auf dem Berggipfel nieder, packen das Kaltgetränk und die Knabbereien aus dem Rucksack und genießen die Ruhe und vor allem die warmen Sonnenstrahlen im April.
Der Rückweg führt über die südliche Seite des Berges. Der Weg ist wesentlich angenehmer als der feslige Aufstieg. Wir wandern auf dem schmalen braunen Pfad links von der Steinmauer und achten immer auf die Holzpfeiler mit der Wanderroute Nr. 13. Anfangs geht es recht steil bergab, danach wird es ein wenig flacher. Nach ca. 500 Meter müssen wir links durch eine kleine Steinmauer. Der Weg schlengelt sich ein wenig serpentinenartig nach unten. Nach weiteren 350 Meter gelangen wir zu einem Drahtzaun und einem großen Wegweiser Pujada a sa Talaia Fred. An der offenen Stelle gehts scharf links weiter am Zaun entlang und kurzzeitig wieder etwas steiler nach unten.
Wir blicken nach unten und erkennen in der Ferne einen geteerten Weg. Genau da müssen wir hin. Zwischendurch machen wir noch Bekanntschaft mit ein paar Wildziegen. Auf dem camí dels Presos (Weg der Gefangenen) angekommen halten wir uns rechts. Nach ca. 600 Metern erreichen wir das Campament des Soldats - das ehemalige Soldatenlager. Direkt nach der Rechtskurve biegen wir links am Weg Campament dels Presos ab und folgen dem Wanderweg parallel zur Straße „cami dels Presos“.
Nach ca. 1 Kilometer geht es durch ein Gattertor, danach überqueren wir die Straße und folgen jetzt dem rechten Wanderweg. Kurz darauf treffen wir unseren Freund - einen niedlichen gierigen braunen mallorquinischen Esel.
Wir bleiben auf dem Weg, halten uns dann rechts und stoßen kurz danach linkerhand auf ein Holzgatter. Wir gehen durch das Tor und kommen zum großen Steinbrunnen, den wir auf dem Hinweg schon passiert haben. Die restlichen 500 Meter bis zum Parkplatz sind identisch mit dem Hinweg.
Im gesamten Naturpark gibt es keinerlei Verpflegungsangebote. Es empfiehlt sich daher immer eine Kleinigkeit mit in den Rucksack zu packen. Auch ist das Handynetz hier teilweise nicht stabil und man hat zwischendurch keinen Internetempfang. Einige Zwischenpassagen sind nur durch Steinmännchen erkennbar, so dass man auf diesen Abschnitten sehr konzentriert und vorausschauend laufen sollte.
Tourenprofil: Aufstieg zum Talaia Freda
Wanderroute: Aufstieg zum Talaia Freda
Eine anspruchsvolle Wanderung, die nicht unbedingt für Jedermann geeignet ist, und vor allem nicht für kleinere Kinder. Der Aufstieg ist ziemlich steil und auch sehr anstrengend, da bedarf es einer gewissen guten Grundkondition. Absolut wichtig – gutes Schuhwerk und Trittsicherheit. Auch empfiehlt sich die Wanderung eher in der Nebensaison zu unternehmen – also nicht unbedingt zur wärmsten Zeit im Juli oder August, da es auf dem Wanderweg nur sehr wenige Schattenspender gibt.